Winter im Bahnhof

Hektik, Stress bestimm´ das Bild,

Im Laufschritt!

Zeit ist Geld - was zählt.

Kalte Mienen starr erfroren,

Fast wie Hass

Oder gar der Tod,

So schau´n sie drein.

 

Und da, die viel zu großen Schuh´,

An viel zu kleinen Füßen,

Die laufen nicht, die stürzen fast,

Und finden´s toll.

 

Ein Rollstuhl kommt vorbei,

Wie von Geisterhand bewegt,

Ist´s ein Mensch, der in ihm sitzt?

Ja, er lebt sogar - irgendwie.

 

Ein Gestriger,

Die Zeit zog ohne Spur´n an ihm vorbei,

Glotzt mit blinden wuterfüllten Augen

Einer schwarzen EVA nach.

Ist´s Sex, was seinen Blick hier lenkt?

 

Stände, Läden, Buden soll´n den Ort,

Den keiner mag, jeder will schnellstmöglich fort,

Außer die, die kein zu Hause hab´n,

Hausen meistens hier,

Mit Lebensfreude hell erfüllen.

Doch was sie schaffen,

Ist alter, kalter, feuchter Mief - ein Würgen,

Wenn man nicht schnell genug

Aus der unsichtbaren Wolke kommt.

 

Eine Frauenstimme hallt ganz laut,

Sie muß wohl husten hab´n,

Sie klingt nicht gut.

Überhaupt, was hat sie gesagt?

Und massenhaft sind Aktenkoffer,

Denn ihre Träger, die sind nicht.

 

Ein Zug fährt ein, die Türen springen auf,

Menschenwürmer quell´n heraus.

Kurz darauf,

Wo sind sie hin,

Die viel´n Menschen?

Wie schon gesagt,

Hier will keiner bleiben.


Ray Helming, Januar ´98

 

 

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letzte Bearbeitung: 28.01.2012 Literatur Gedichte Kontakt: Ray Helming